Viele Menschen kennen sie: Geräusche im Kniegelenk, sei es beim Treppensteigen, in die Hocke gehen oder nach längerem Sitzen. Doch was steckt dahinter? Ist das Knacken harmlos oder ein Anzeichen für eine ernste Knieerkrankung?
Physiologisch vs. pathologisch – Was bedeutet das Geräusch?
Grundsätzlich unterscheiden Experten zwischen physiologischen und pathologischen Geräuschen:
- Physiologische Geräusche: Diese treten häufig auf, sind schmerz- und harmlos. Ein typisches Beispiel ist das sogenannte „Bänderschnappen“, bei dem Sehnen über Knochenvorsprünge gleiten. Auch das bekannte „Ploppen“ durch eine Vakuumbildung im Gelenk ist unbedenklich.
- Pathologische Geräusche: Diese gehen meist mit Schmerzen, Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen einher. Klicken oder Knallen kann auf Meniskusschäden oder strukturelle Verletzungen hinweisen. Ein reibendes oder knirschendes Geräusch, insbesondere bei älteren Menschen, kann ein Zeichen für Arthrose sein.
Angstvermeidungsverhalten – ein unterschätzter Faktor
Viele Betroffene reagieren mit Besorgnis, wenn ihr Knie Geräusche verursacht und entwickeln unbewusst eine Schonhaltung. Dies kann dazu führen, dass die Muskulatur abbaut und das Knie instabil wird. Expert*innen raten daher, sich bewusst mit dem Thema auseinanderzusetzen, statt Aktivitäten zu vermeiden.
Was kann helfen?
Je nach Ursache können gezielte Übungen helfen, das Kniegelenk zu stabilisieren und Beschwerden vorzubeugen:
- Kräftigungsübungen für Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur
- Mobilisation durch sanftes Dehnen und Bewegung
- Training der Balance zur Verbesserung der Gelenkstabilität
- Vermeidung von Fehlbelastungen, zum Beispiel durch ergonomisches Sitzen oder richtiges Schuhwerk
- Physiotherapie, falls muskuläre Dysbalancen oder Fehlstellungen vorliegen
Wann sollte die Geräuschursache ärztlich abgeklärt werden?
Ein knackendes Knie ist in den meisten Fällen harmlos. Doch wenn zusätzlich folgende Symptome auftreten, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen:
- Anhaltende oder zunehmende Schmerzen
- Schwellungen oder Ergüsse im Kniegelenk
- Bewegungseinschränkungen oder Instabilitätsgefühle
- Rötungen oder Erwärmungen des Gelenks
Frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie helfen dabei, größere Schäden zu vermeiden und langfristige Beschwerden zu verhindern. Wer aktiv bleibt und gezielt die Muskulatur stärkt, kann Knieproblemen oft vorbeugen.
[1] Robertson, C. J., Hurley, M., & Jones, F. (2017). Die Überzeugungen der Menschen über die Bedeutung von Crepitus bei patellofemoralen Schmerzen und die Auswirkungen dieser Überzeugungen auf ihr Verhalten: eine qualitative Studie. Muskuloskelettale Wissenschaft und Praxis, 28, 59-64. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28171780/
[2] Song, S. J., Park, C. H., Liang, H., & Kim, S. J. (2018). Noise around the Knee. Clinics in orthopedic surgery, 10(1), 1–8. https://doi.org/10.4055/cios.2018.10.1.1
[3] Pazzinatto, M. F., de Oliveira Silva, D., Faria, N. C., Simic, M., Ferreira, P. H., Azevedo, F. M., & Pappas, E. (2019). What are the clinical implications of knee crepitus to individuals with knee osteoarthritis? An observational study with data from the Osteoarthritis Initiative. Brazilian journal of physical therapy, 23(6), 491–496. https://doi.org/10.1016/j.bjpt.2018.11.001