Der Alltag der meisten Menschen besteht häufig aus zu wenig Rotationsbewegungen der Wirbelsäule, oft ist er auf Vor- und Rückbeugen reduziert. Aus diesem Grund kann der Brustkorb sein vollständiges Bewegungsausmaß nicht ausschöpfen und wird mit der Zeit immer starrer. Es kommt zu Blockaden und Verkalkungen in den Rippengelenken und zu Verkürzungen wichtiger Muskulatur. Durch diese Einschränkung der Beweglichkeit werden wiederum andere gelenkige Strukturen überlastet, weil sie mehr Arbeit übernehmen müssen und überbeweglich werden. Da Probleme häufig dort auftreten, wo zu viel bewegt wird, liegt das Resultat dieser komplexen Reaktionskette oft in Schmerzen der Lenden- oder Halswirbelsäule.
Die Beschränkung der Wirbelsäulenbewegung in der Beuge-Streck-Dimension reduziert außerdem ihre Aufrichtung. So kommt es häufiger zu einem ungünstigen Rundrücken. Aufrichtung und Drehbewegungen gehen miteinander einher, d.h. je mehr spiralförmige Drehbewegungen durchgeführt werden, desto weniger muss die Wirbelsäule aktiv aufrecht gehalten werden, sie tut es sozusagen automatisch.
Die Beweglichkeit des Brustkorbs ist darüber hinaus essenziell für eine gut funktionierende Atmung. Das Zwerchfell als Hauptatemmuskel kann nur dann bestmöglich arbeiten, wenn genügend Möglichkeit zur Bewegung vorhanden ist. Der Weg zu einem freien Atem geht daher über die Beweglichkeit im Brustkorb. Auch das Herz und die Organe im oberen Bauchbereich profitieren von einem beweglichen Brustkorb, da die Rippen besser in- und auseinander gleiten können.
Natürlich gibt es noch eine Vielzahl weiterer Ursachen für Rückenschmerzen als Bewegungseinschränkungen in der Brustwirbelsäule. Allerdings lohnt es sich, präventiv gegen Beschwerden vorzugehen, die durch eindimensionale Alltagsbewegungen hervorgerufen werden, um Schmerzen aufgrund von zu wenig Bewegung zu vermeiden. Rotationsübungen sind hier eine geeignete Maßnahme.
Quelle: Guggenbühl C, Hager-Forstenlechner E, Larsen C, ed. Medical Yoga professional. 2. Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 2019.